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Freunde alter Menschen

Ein cooler Verein – seit 30 Jahren in Deutschland aktiv

Hildegard Ahrens und
Christopher Thon freuen sich auf ihre regelmäßigen Treffen. Sie sind für beide eine echte Bereicherung. Foto: FaM

Es kommt auf die Generation und die Sprache an. „Kalt“ oder gar „kaltherzig“ sind im Sprachgebrauch vieler Senioren nicht positiv besetzt. Bei jüngeren Menschen verhält es sich – nun englisch gewandet – mit „cool“ völlig anders. Wikipedia, das im Internet heute die Lexika abgelöst hat, definiert:  Das Wort „cool“ ist jugendsprachlich zur Kennzeichnung von als besonders positiv empfundenen, den Idealvorstellungen entsprechenden Sachverhalten (ähnlich wie „geil“) gebräuchlich, im Sinne von „schön“, „gut“, „angenehm“ oder „erfreulich“. Je nach Milieu und Altersstufe ist der Begriff extrem vielseitig einsetzbar.

„Ich finde den Verein einfach cool“, so Notfallsanitäter Christopher Thon, 43, der seit drei Jahren regelmäßig Hildegard Ahrens, 86, besucht und bei von ihm mitgebrachten Kuchen und von „Hilde“ gekochten Kaffee über Gott und die Welt plaudert. „Ich habe mich schon vorher ehrenamtlich engagiert“, berichtet Thon im Gespräch mit dem SeMa. „Wichtig war mir dabei, nicht meinen Beruf ins Ehrenamt zu tragen. So bin ich eine ganze Zeit mit dem Mitternachtsbus der Diakonie unterwegs gewesen. Neben Kaffee und Brötchen stand auch dort das Gespräch im Vordergrund. Ein großes Problem war mein Schichtdienst. Deshalb bin ich froh, den Verein ‚Freunde alter Menschen‘ gefunden zu haben. Das Miteinander der Haupt- und Ehrenamtlichen ist dort für mich ganz ideal, und mit Hilde habe ich eine tolle Besuchspartnerin gefunden.“ Wie machen Sie das – muss man sich das ähnlich vorstellen wie bei den Single-Börsen „Parship“ oder „ElitePartner“?, will das SeMa von Simone Sukstorf, Mitarbeiterin des Vereins, wissen. „Es gibt durchaus Parallelen“, erklärt sie lachend, „denn auch uns geht es darum, dass die Partnerschaft auf Dauer angelegt ist. Darum versuchen wir in Gesprächen auszuloten, wie gut Besucherin oder Besucher zu den zu besuchenden älteren Menschen passen. Und – sehr häufig liegen wir mit unserer Einschätzung richtig. Einen gravierenden Unterschied zu den Single-Börsen gibt es, der ganz wichtig ist: Unser Verein arbeitet unentgeltlich!“

Simone Sukstorf, zuständig für Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising in Hamburg, freut sich, dass die Arbeit des Vereins sowohl bei jungen als auch bei alten Menschen auf ein positives Echo stößt.
Foto: Krause

Wer macht mit – wer wird besucht? „Wir sind nicht in allen Stadtteilen präsent“, so Sukstorf, „sondern zurzeit nur in Borgfelde und Eimsbüttel. Unserer Ehrenamtlichen sind im Schnitt Anfang 30 und zu 80 Prozent weiblich. Bei einem Info-Abend lernen wir uns kennen und stellen den Verein und seine Zielrichtung sowie unsere Erwartungen an die Ehrenamtlichen vor. Dazu gehört – zur Sicherheit für die Senioren, die sich an uns wenden – auch ein polizeiliches Führungszeugnis. In Einzelgesprächen sprechen wir über Motivation und darüber dass es uns um Verbindlichkeit der Mitarbeit geht. Zwei Besuche im Monat sollten in den Zeitplan passen. Deshalb ist uns räumliche Nähe besonders wichtig.“ Und wer wird besucht – wie finden die Seniorinnen und Senioren zu Ihnen? „Hier dominieren Frauen in der Altersgruppe 85 plus. Sehr häufig sind es Familienangehörige, die den ersten Kontakt zu uns knüpfen. Aber natürlich ist es auch ebenso möglich, sich direkt bei uns zu melden.“ Es mag überraschen, dass von Familienangehörigen die Rede ist – suchen nicht nur ganz einsame Menschen nach Besuchspartnerschaften? Eine Erklärung für dieses Phänomen gibt eine Kleinanzeige, die vor geraumer Zeit im SeMa erschien, und in der es hieß „Nach dem Tod meiner Frau vor 4 Jahren bin ich zwar nicht einsam, aber doch allein.“ Mit anderen Worten – Kontakte über die eigene Familie hinaus werden gerade von älteren Menschen als große Bereicherung empfunden. Gleiches gilt für die Besucher: „Ich freue mich richtig auf den regelmäßigen Austausch mit Hilde“, bestätigt Christopher Thon. „Es ist eine echte Freundschaft gewachsen, auf die ich nicht verzichten möchte!“ Über den Besuchsdienst hinaus organisiert „Freunde alter Menschen“ gemeinsame Aktivitäten, die gern angenommen werden.

Seit Ende 2014 stiftet der Verein in Kooperation mit der Hanseatischen Baugenossenschaft Hamburg Freundschaften in der eigenen Nachbarschaft, durch die ein neues Gemeinschaftsgefühl entsteht.

Eines ist wichtig: Es geht nicht darum, soziale Angebote wie Pflegedienste oder andere Unterstützungen zu ersetzten. Besuchspartnerschaften mit bereits dementen Seniorinnen und Senioren haben sich als nicht leistbar erwiesen.    

Freunde alter Menschen e. V.  im Internet: www.famev.de
Hinrichsenstr. 34, 20535 Hamburg, 040/32 51 83 17
Bismarckstr. 46, 20259 Hamburg-Eimsbüttel, 040/43 09 89 80     

 

F. J. Krause © SeMa

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