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Lesebriefe zum Thema Bismarck-Denkmal

Wir haben uns über die positive Kritik und die große Resonanz auf unseren Beitrag sehr gefreut. Hier (auszugsweise) einige Leserbriefe. Das Foto des Bismarck-Denkmals auf dieser Seite hat uns freundlicherweise unsere Leserin Liselotte Lange-Berndt zur Verfügung gestellt. Die 90 cm hohe Figur hat sie vor circa 20 Jahren einschließlich Stiefel und Pickelhaube selbst gefertigt.

„Ich finde, man sollte nicht alle geschichtlichen Denkmäler einfach abbauen, denn dann haben wir bald gar nichts mehr aus unserer Vergangenheit. Es ist wahr, das geht gar nicht, was in Afrika passiert ist, aber entfernen die anderen Länder ihre Monumente? In England sieht man an jeder Ecke Geschichte und vor allem Kriegsdenkmäler. Ich bin der Meinung, wir sollten für unsere Nachfahren dieses Denkmal erhalten – damit sie stehen bleiben und ‚mal denken‘. Auf jeden Fall sollte man eine Tafel am Denkmal anbringen, mit allen schlechten und guten Dingen, die Bismarck in die Wege geleitet hat. Dann kann sich jeder selbst ein Urteil bilden.“ Angela Selke

„Ich empfinde das Denkmal nicht als störend. Man sollte es so belassen, wie es ist. Natürlich war Bismarck auch ein Mensch mit Stärken und Schwächen. Aber er war der Architekt des Deutschen Reiches. Ihm verdanken wir auch den Nord-Ostsee-Kanal. Die Stellungnahme des Kultursenators finde ich maßvoll.“ Gudrun Esch

„Zweifellos hatte Bismarck eine herausragende Rolle bei der deutschen Einigung von 1871, die ohne ihn wohl kaum zustande gekommen wäre. Innenpolitisch hat der Eiserne Kanzler von konstitutioneller Monarchie geschweige denn von Demokratie nichts gehalten, sondern neben den Sozialdemokraten gleich noch die Katholiken und damit die Mehrheit der Bevölkerung als Staats- bzw. ‚Reichsfeinde‘ beschimpft! Sein politisches System war ganz auf den Machterhalt der ostelbischen Junker sowie auf die Person des Kaisers zugeschnitten. Natürlich gehört Bismarck zu unserer Geschichte, und sein Denkmal sollte nicht einfach verschwinden, aber ohne Kopf würde mehr an seine dunklen Seiten erinnert und vor Demokratiefeindlichkeit und zu großer Machtfülle gemahnt.“ Hans Schröder

„Dass Bismarck eigentlich gegen deutsche Kolonien war, ist bekannt. Weniger bekannt dürfte der unter Bismarck mit Russland beschlossene Rückversicherungsvertrag sein, in dem sich beide Seiten zu einem mehrjährigen Nichtangriffspakt bekannten, also eine Art Friedensabkommen, das später hauptsächlich unter Kaiser Wilhelm II. nicht verlängert wurde.“ Ralf Zander

„‚Nichts ist gewöhnlicher als Historiker, die über wehrlose Menschen früherer Zeiten zu Gericht sitzen und dabei Werte ihrer eigenen Gegenwart als Maßstab gebrauchen.‘ Zitat von: Norbert Elias, Soziologe. Und es gibt das Wort ‚Denkmal‘ also: ein kategorischer Imperativ: ‚denk mal!‘. Schlimm genug, dass ‚Gegen-Denkmale‘ als erforderlich erachtet werden. Statt arroganter Denkmalstürmerei und Geschichtsvergessenheit ist etwas Hirn gefragt. Und: Wie werden wir in 100 Jahren be- oder verurteilt werden? Churchill: ‚Ein Volk, das seine Vergangenheit vergisst, verliert seine Zukunft“‘. Herbert Nölting

„Ich finde, es ist ein Zeichen von Arroganz und Geschichtsblindheit, aus heutiger Sicht darüber zu urteilen, wie sich historische Persönlichkeiten vor gut 150 Jahren verhalten haben. So etwas kann immer nur eingebettet in die zeitgenössischen Strukturen geschehen. Wer weiß denn, was unsere Nachfahren in 150 Jahren über uns sagen werden – mit ihrem zukünftigen Wissen? Vielleicht werden sie uns als ‚Unmenschen‘ verurteilen, weil wir ‚damals‘ Tiere gegessen haben? Bismarck ist und bleibt einer der wichtigsten Persönlichkeiten unserer Geschichte, nicht zuletzt als Erschaffer unseres Sozialversicherungssystems. Sein Denkmal sollte so erhalten bleiben, wie es sich seit 115 Jahren präsentiert – natürlich inklusive Kopf. Es ist ja niemand gezwungen, sich vor ihm zu verbeugen.“ Oliver Graue

„Lassen Sie uns das Wort ‚Denkmal‘ doch einmal anders schreiben: Dann heißt es ‚denk mal‘ und ist angesichts des Bismarck-Denkmals eine Aufforderung, über seine Rolle in der deutschen Geschichte nachzudenken. Der Politiker Bismarck oder der Kaufmann Adolph Woermann gehören zu unserer Geschichte. Denkmäler oder prachtvoll gestaltete Kontorhäuser, die an sie erinnern, gehören nicht geschliffen. Sie stellen eine Art Wegmarke dar, bezeichnen einen Punkt auf dem Weg der Deutschen in die heutige Zeit. Und ja, viele von uns wären gern einen anderen Weg gegangen, wenn sie das Rad der Geschichte zurückdrehen und im Lichte unserer Weltsicht des 21. Jahrhunderts entscheiden könnten. Aber das können wir nicht. Wir müssen mit unserer Geschichte leben und sie annehmen, und wir können aus ihr lernen. Wer Denkmäler schleift und Straßennamen ändert, will vielleicht einen anderen Weg gehen, will heute wenig rühmlich erscheinende Kapitel der Geschichte vielleicht lieber unter dem Deckmantel des Vergessens verschwinden lassen. Und das würde unsere Möglichkeiten, aus der Geschichte zu lernen, gefährlich schmälern.“ Georg von Rönn

„Natürlich muss ich meinen ‚Senf‘ dazugeben. Den Gämsbock oder die Gämse auf Bismarcks Kopf fand ich klasse, dazu würde evtl. mein Vorschlag auch passen, Bismarck sollte ein Lichtschwert, wie die Jedis aus ‚Star Wars‘ tragen, dann würde wenigstens der Hafen beleuchtet werden und dieser Klotz wenigstens einen kleinen ‚Nutzen‘ haben.“ Marion Flüge

„Entschlossen handelnd, hat er die deutschen Länder zu einem Staat zusammengefügt. Das ist entscheidend. Man sollte den Maßstab unserer Schwätzer-Republik nicht an seine Leistung anlegen. Das Denkmal ist ein Zeichen der Wertvorstellungen seiner Zeit und muss unbedingt bestehen bleiben.“ Rosemarie und Klaus Rath

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