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Prostatakrebs – kleines Organ in Not

Deutschlandweit erkranken jährlich 67.000 Männer an Deutschlandweit erkranken jährlich 67.000 Männer an Prostatakrebs, berichtet die Stiftung Männergesundheit. Damit ist dieser Tumor die häufigste Krebserkrankung beim Mann.

Die Häufigkeit von Prostatakrebs nimmt seit fast drei Jahrzehnten zu. Das ist zum größten Teil auf die neuen Methoden zur Früherkennung zurückzuführen, durch die Prostatatumore, vor allem im Frühstadium, entdeckt werden. Zudem werden Männer immer älter und das Risiko einer Erkrankung steigt mit höherem Alter.

 

Klein, aber oho
Die Prostata, oder auch Vorsteherdrüse, ist eine etwa kastaniengroße Drüse und produziert einen Teil des Spermas. Sie liegt unterhalb der Harnblase und umschließt den Anfangsteil der Harnröhre bis hin zum Beckenboden.

Erschreckende Krebsdiagnose
Jede Krebsdiagnose ist erst einmal ein Schock für die Betroffenen, aber auch für die Angehörigen. Wer gut informiert in die Behandlung geht und alle Vor- und Nachteile der Therapien kennt, kann sich guten Gewissens in die Hände der Ärzte begeben. Beim Prostatakrebs gibt es bezüglich der Heilungschancen gute Prognosen. Und auch nicht jeder Mann muss sich gleich unters chirurgische Messer begeben, denn damit gehen mögliche Impotenz oder Inkontinenz einher. Viele Tumore können unter stetiger Kontrolle bleiben, so dass die Prostata nicht entfernt werden muss.

Wann zum Arzt?
Generell wird Männern ab dem 45. Lebensjahr eine Krebsfrüherkennungsuntersuchung empfohlen und von der Krankenkasse bezahlt. Wer Beschwerden beim Wasserlassen oder Blut im Urin hat, sollte – egal in welchem Alter – einen Urologen aufsuchen. Sie sind die Spezialisten, wenn es um Prostabeschwerden geht. Nicht immer muss hinter diesen Symptomen eine Krebserkrankung stecken. Auch Entzündungen der Niere, Blase oder der Prostata können Ursache sein. Urologen haben mehrere Möglichkeiten, die Prostata zu untersuchen: Bei einem Tastbefund untersucht der Arzt/die Ärztin über den Enddarm die Prostata, indem er/sie sie abtastet.

PSA-Test
Das Prostataspezifische Antigen (PSA), das in der Prostata gebildet wird, kann durch einen Bluttest gemessen werden. Ist dieser Wert erhöht, kann das auf einen Tumor hindeuten. Durch diese Untersuchung können Ärzte Tumore in einem frühen Stadium entdecken, in dem der Tumor noch keine Beschwerden macht und damit unentdeckt bliebe. Diese Leistung wird von den gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen und kostet etwa 30 Euro. „Der Nutzen dieser Untersuchung zur Krebsfrüherkennung ist trotz vieler Studien umstritten“, berichtet der Krebsinformationsdienst. „So sollte man wissen, dass das Testergebnis nur die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen eines Prostatakarzinoms vorhersagt. Denn ein normaler PSA-Wert ist keine Garantie dafür, dass kein Krebs vorliegt. Und umgekehrt bedeutet ein erhöhter PSA-Wert nicht zwangsläufig Prostatakrebs“, formuliert die Deutsche Krebsgesellschaft e. V. auf ihrer Internetseite.

Mehr Aussage, ob ein Krebsrisiko besteht, kann ein Arzt machen, wenn Werte im Vergleich beobachtet werden und der PSA-Wert innerhalb weniger Wochen ansteigt. Deswegen werden Patienten, die einen hohen PSA-Wert haben, aber kein Tumor ertastbar ist, wenige Wochen später ein zweites Mal getestet. Da dies alles nur als Hinweis dient, muss zur Überprüfung, ob Tumorzellen vorhanden sind, eine Gewebeprobe entnommen werden.

Abwartende Haltung
„Rund zwei Drittel der früh erkannten Prostatakarzinome wachsen langsam und verursachen im Laufe des Lebens keine Beschwerden“, schreibt die Stiftung Männergesundheit in ihrer Broschüre. „Immer sollte nach der Diagnose eine umfassende Aufklärung durch den Arzt erfolgen.“

Operation
Bei der Operation wird die Prostata vollständig entfernt. Bei dieser Operation ist es möglich, dass Nerven geschädigt werden. Mögliche Folgen des Eingriffs sind Inkontinenz und Impotenz. Die Inkontinenz lässt sich meist durch ein gezieltes Beckenbodentraining beheben.

Hormonentzug
Eine Hormonentzugstherapie wird bei Tumoren mit großer Aggressivität angewendet, also denen, die schon Metastasen im Körper gestreut haben. Hierbei wird das Hormon Testosteron blockiert, um den Krebszellen ihre „Nahrung“ zu entziehen. Die Therapie hat viele Nebenwirkungen wie Potenzstörungen, erhöhtes Osteoporoserisiko, depressive Verstimmungen und Stoffwechselveränderungen sind einige von ihnen.

Bestrahlung besser als Operation?
Männer mit Prostatakrebs leiden später und seltener unter Inkontinenz oder Potenzstörungen, wenn sie sich für eine Bestrahlung des Tumors statt für eine Operation entscheiden. Dies kam in der ersten großen Vergleichsstudie heraus, deren Ergebnisse 2016 im New England Journal of Medicine veröffentlicht wurden. Sie zeigt nach Einschätzung der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO), dass die Strahlentherapie für viele Männer eine vergleichbar effektive, aber schonendere Alternative zur Operation ist. „Die Strahlentherapie ist über die Jahre nicht nur effektiver geworden, sondern die Wahl der Behandlung hat auch wichtige Auswirkungen auf die Lebensqualität“, sagt Professor Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus, Präsident der DEGRO und Direktor der Klinik für RadioOnkologie am Universitätsklinikum Heidelberg.

Eine Operation kann beispielsweise infolge einer Verletzung der Harnröhre oder der Nerven im Bereich der Prostata eine Inkontinenz zur Folge haben. Ein halbes Jahr nach der Operation mussten 46 Prozent der Patienten regelmäßig Einlagen tragen, nach der Radiotherapie war dies nur bei vier Prozent der Patienten der Fall. Ein weiterer Nachteil der Operation kann eine Impotenz sein. „Die Erektionsfähigkeit ist heute für viele Männer auch im hohen Alter wichtig“, sagt Professor Wiegel, Leiter der AG Prostata der DEGRO und Ärztlicher Direktor der Klinik für Strahlentherapie am Universitätsklinikum Ulm.

Sechs Monate nach der Operation waren nur noch zwölf Prozent der Männer zum Geschlechtsverkehr in der Lage. Vor der Therapie waren es noch 67 Prozent. Auch die Bestrahlung kann die Potenz negativ beeinflussen: Der Anteil der Männer, die sechs Monate nach der Bestrahlung noch über eine ausreichende Erektionsfähigkeit verfügten, war mit 22 Prozent jedoch fast doppelt so hoch wie nach der Operation. Auch wenn die Heilungschancen bei Prostatakrebs gut sind, so gehen zehn Prozent aller durch Krebs verursachten Todesfälle bei Männern auf das Konto von Prostatakrebs. Je früher er erkannt wird, desto besser können Therapien helfen.     

Infos: www.prostatakrebs-bps.de (Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe e.V.), www.krebsinformationsdienst.dewww.krebsgesellschaft.de

 

S. Rosbiegal © SeMa

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