Schrift ändern:AAA

„Wir sind die FAIR-Teiler“

Hamburger Verein KulturLeben vermittelt Eintrittskarten für Menschen mit geringem Einkommen

Kennen Sie den Verein KulturLeben Hamburg? Der Name klingt vielversprechend nach viel Kultur und Leben – und wer will darauf schon verzichten? Seit neun Jahren gibt es den Verein in Hamburg. Die Mitarbeiter und Ehrenamtlichen widmen sich der Vermittlung von Kultur-Erlebnissen. Und das geht so: Ein Theater oder ein Museum, ein Bürger- oder Konzerthaus hat einige Karten „über“ und anstatt sie verfallen zu lassen, gibt es sie dem Verein. „Wir gehen verschiedene Kooperationen mit Menschen und Institutionen ein, die Kultur herstellen, die uns Karten spenden, die wir dann weitergeben. Auf der anderen Seite kooperieren wir inzwischen mit über 120 Institutionen in Hamburg, die wir mit unseren Karten unterstützen“, sagt Dr. Petra Schilling, Geschäftsführerin von KulturLeben Hamburg e.V.

Die gespendeten Karten werden dann durch die ehrenamtlichen Mitarbeiter an die in der Datenbank befindlichen Interessierten vermittelt. „Wir sind sozusagen die FAIR-Teiler und nehmen die Umverteilung der Karten vor“, so Schilling, die seit 2015 als hauptamtliche Kraft dabei ist. Um in die Kartei (die Datenbank) der KulturGäste zu kommen, können sich Menschen

registrieren lassen, die einige wenige Kriterien erfüllen. Sie müssen in Hamburg leben und über ein nur geringes Einkommen verfügen. Eine schriftliche Anmeldung per Brief oder E-Mail sowie ein Einkommensnachweis (der wird nur einmal jährlich erhoben, bei Rentnern insgesamt nur einmal) gehören dazu.

Mit Glück alle sechs bis acht Wochen eine Veranstaltung

Einmal registriert, kann es im Prinzip gleich losgehen. Thea-ter oder Oper, Konzert oder Lesung, Kino oder Ausstellung – das Angebot ist inzwischen sehr groß. Und es darf sogar „gewählt“ werden: „möglichst in der Nähe“ oder „alles, nur kein Jazz“ sind da nur zwei Beispiele. „Alle KulturGäste und alle Veranstaltungen werden in einer eigens für KulturLeben Hamburg entwickelten Software gespeichert. Das ‚Matching‘ übernimmt dann auch die Software“, sagt Schilling. „An die 9500 Gäste sind aktuell registriert. Sie könnten – je nach Kartenangebot – alle sechs bis acht Wochen eine Kulturveranstaltung besuchen.“

Neben den kulturellen Erlebnissen spielen die sozialen Kontakte eine zentrale Rolle. Denn wer viel Zeit allein zu Hause verbringt, tauscht sich nicht viel aus. Dass es ganz vielen Menschen – unabhängig vom Geldbeutel oder Familienstand – ermöglicht wird, kulturelle Ereignisse zu besuchen, dafür setzt sich KulturLeben Hamburg e.V. ein. Petra, KulturGast aus Eppendorf, sagt: „Meine Freundin und ich hatten gestern bei Alma Hoppe einen kurzweiligen und amüsanten Abend. Ich habe seit Langem mal wieder herzhaft lachen können. Vielen Dank dafür. Ich gehe gerne wieder hin.“

Die Interessen der Gäste sind sehr gemischt. „Die Gäste sind so unterschiedlich wie das Programm“, sagt Geschäftsführerin Schilling. „Es gibt einige, die wissen ganz genau, was sie sehen wollen, andere sind vor allem happy, wenn sie hin und wieder unter Leute kommen.“ Ein besonderes Goodie ist, dass immer zwei Karten vergeben werden. Das heißt, der Gast kann eine Begleitung seiner Wahl mitnehmen. Ganz wie sie oder er mag. „Und das ist auch das Besondere bei uns“, so Schilling, „der KulturGast, der sich oft in einer finanziell prekären Lage befindet, kann jemanden einladen und mitnehmen. Das hat für viele einen ganz eigenen und besonderen Wert.“

Der Verein KulturLeben Hamburg ist in gewisser Weise auch ein Wunscherfüller. Dr. Petra Schilling und ihre Mitstreiter erfüllen jeden Tag zahlreiche Wünsche ihrer Gäste. Und welchen Wunsch hätte sie selbst, vielleicht für 2020? „Ich weiß, dass es eine ganz große Glückseligkeit bei vielen unserer KulturGäste auslöst, wenn wir mal Karten fürs Musical haben. Wenn wir die ab und ab mal im Angebot hätten... das wäre ein echtes Highlight.“     

Wer kann KulturGast werden?

KulturGäste von KulturLeben Hamburg e.V. können alle Menschen werden, die in Hamburg leben und über ein nur geringes Einkommen verfügen. Hierzu zählen unter anderem:

• Menschen, die ALG II, ALG I oder Sozialgeld beziehen
• Menschen außerhalb des Erwerbslebens, die Grundsicherung bekommen
• Menschen, die Vollzeit arbeiten, aber so wenig verdienen, dass sie ›aufstocken‹ müssen
• Selbstständige und FreiberuflerInnen mit geringen Einkünften
• SeniorInnen mit kleinen Renten
• AsylbewerberInnen
• Auszubildende

Die Einkommensgrenzen (netto) für die KulturGäste liegen entsprechend bei:

• 1.100,– Euro für einen 1-Personen-Haushalt
• 1.470,– Euro für einen 2-Personen-Haushalt
• + 300,– Euro für jedes im gemeinsamen Haushalt lebende Kind

Sie wollen mitmachen, als Gast oder Ehrenamtlicher?

Einfach schreiben oder anrufen:

KulturLeben Hamburg e.V., Neuer Kamp 31, Rindermarkthalle St. Pauli, Treppenhaus D, 20359 HH, info@kulturleben-hamburg.de
Kostenlose Rufnummer: 0800 0180 105 Bürozeiten: Mo.-Fr. 14:30-17:30 Uhr

Corinna Chateaubourg © SeMa

Analyse Cookies

Diese Cookies ermöglichen eine anonyme Analyse über deine Webseiten-Nutzung bei uns auf der Seite

Details >Details ausblenden