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Neustart mit Magenknurren

Fastenkuren: Durch Verzicht zu mehr Gesundheit, Vitalität und Lebensfreude

SeMa-Redakteur Klaus Karkmann musste zehn Tage ohne feste Nahrung auskommen. Er verbrachte sie in Menschels Vitalresort in Meddersheim (Rheinland/Pfalz).

Wir haben es gut – vielleicht sogar zu gut. In der heutigen Konsumgesellschaft sind überfüllte Regale in Supermärkten so selbstverständlich wie volle Mägen und dicke Bäuche. Es gibt gesundheitlich genügend Gründe, warum der Mensch auch im fortgeschrittenen Alter bereit sein sollte, über seine Ernährung und sein Essverhalten nachzudenken. Nicht nur Diabetis, Adipositas, Arthrose oder andere medizinische Begriffe werden zum Thema, der Körper und seine Organe haben eine Pause verdient, bevor es in die letzte Phase des Lebens geht. Eine Fastenkur oder auch regelmäßige Verzichte auf Nahrung und Genüsse können dazu führen, dass dieser Lebensabschnitt erholsam und entspannt angegangen werden kann. SeMa-Redakteur Klaus Karkmann hat sich den „Qualen“ einer solchen Kur unterzogen, durfte nach zehn Tagen Magenknurren die positiven Effekte spüren.

Der Tisch ist recht übersichtlich gedeckt, das heutige Mittagessen bereitet keine großen Überraschungen. Wie immer an Fastentagen muss der mehr oder weniger hungrige Gast (er wird irgendwie zum Patienten) mit einem Glas Wasser, einem ungesüssten Tee, einem kleinem Obstsaft (alternativ etwas Brühe), etwas Kräutern und als Highlight einem kleinen Schälchen Honig klar kommen. Nichts mit Brathähnchen, nichts mit Gulasch oder ähnlichen Genüssen des Alltags – und das freiwillig. Das Fasten (nach Buchinger) erfordert Disziplin – viel Disziplin. Das weiß und will aber jeder, der sich dieser Aufgabe stellt. Und er weiß auch, warum: Nach zehn Tagen des Verzichts fühlen sich Körper und Seele gleichermaßen gereinigt an, das Leben kann kommen, der Neustart ist gelungen.

Das erste Frühstück nach dem Fasten: Backpflaumen, Knäckebrot sowie Magerquark mit Leinsamen.

Man ist mit dieser Erfahrung nicht allein. „Ich mache das regelmäßig, es ist unglaublich, was mir das bringt – vor allem im Alltag nach diesen Tagen“, schildert eine etwa 60-jährige Mitpatientin im Vitalresort. Auch bei ihr war zu erkennen, wie langsam der knurrende Magen verschwand, der Glanz in den Augen  kam. Heilfasten ist mehr als Gewichtsabnahme – auch wenn die für viele Klienten im Mittelpunkt steht. Natürlich purzeln in fünf, zehn  oder gar mehr Fastentagen die Pfunde, viel wichtiger aber ist, dass der Betroffene zu einer anderen Lebenseinstellung sich selbst gegenüber in der Zeit danach findet – also ein Reset gelingt. Dabei sollte jeder auf sich selbst achten, um zum Ziel zu gelangen.Tanja Born, ärztlich geprüfte Fastenleiterin in Menschels Vitalsresort Meddersheim/Bad Sobernheim (Rheinland-Pfalz), schildert aus eigener Erfahrung: „Man muss beim Essen nicht auf die Umgebung und den Nebenmann schauen, man muss es wollen. Der Wille ist beim Fasten und bei der Ernährungsumstellung ein wesentlicher Faktor.“ Begleitet  wird das Ganze durch Massagen, Einläufe und Vorträge (siehe Text nebenstehend), das Umfeld mit Gymnastik-Kursen, Therapien, Schwimmbad und Wellness sowie einem Gelände ohne Verlockungen des Alltags tun ein Übriges. Den Rest erledigen die pausierenden Organe und die leckere Kost, die es gerade nicht gibt. Brühe und Saft müssen reichen, und sie reichen tatsächlich. Na ja, eben notgedrungen.

Beim Fastenbrechen wird ein würdiger Rahmen gestaltet.

Natürlich gibt es einiges zu bewältigen. Der Ausflug in den Supermarkt (nur zum Zeitungen kaufen!!!) des Nachbardorfes kostet Widerstandskraft. Dort duften die Brötchen, gleich um die Ecke lächelt das Süßwarenregal, bevor es an der Fleischtheke langgeht, wo der Blick kurz auf Roastbeef, Gänsekeule oder das leckere Rumpsteak schweift. Erst an der Kasse – vorbei noch an der Truhe mit dem leckeren Sahneeis – ist es geschafft. Drei Kilometer weiter warten wieder Brühe und Tee. Trotzdem: Spätestens am vierten Fastentag kommt Hunger eigentlich nicht mehr auf, der Darm ist leer, er will zur Zeit nichts.

Niemand muss sich dieser Sache unterziehen, zudem das Ganze auch wirklich nicht billig ist, man muss es sich erstmal leisten können/wollen. Wer die Chance aber erhält, eine Fastenkur anzutreten, sollte erwägen, einen Neustart zu wagen. Zehn Tage ohne feste Nahrung sind bestimmt nicht schön, für Otto-Normalverbraucher sind Blicke in volle Kühlschränke und auf Speisekarten sicher angenehmer – aber die kommen ja wieder. Der dicke Bauch hoffentlich nicht.    

Vom Entlasten bis zu den Aufbautagen
Der fest geregelte Ablauf einer Fastenkur

Entlastungstage: In der Regel drei Tage vor dem eigentlichen Fasten sollte nur noch leichte Kost wie Kartoffeln, Reis, Gemüse  und Obst auf den Tisch kommen. Totaler Verzicht auf Genussmittel wie Kaffee, Alkohol und Nikotin. Dazu sollte viel getrunken (Wasser und ungesüsster Tee) werden, langsam sollte der Stress des Alltags (z.B. Termine, Fernsehen, PC, Handy) abgebaut werden.

Der 1. Fastentag:  Glaubersalz oder Bittersalz werden mit warmen Wasser eingenommen, durch das folgende Abführen in den kommenden ein bis fünf Stunden wird der Darm gereinigt.Dies ist dann der eigentliche Beginn der Fastenzeit. Die übrigen Fastentage (drei, fünf, zehn oder in Ausnahmen auch mehr):

Morgens: Es gibt frisch gepressten vitaminreichen Obstsaft (150 ml), er hebt den Blutzuckerspiegel an.

Mittags: eine milde Gemüsebrühe (250 ml.), zum Würzen frische Kräuter. Am frühen Nachmittag Ruhen mit einem warmen Heublumensäckchen auf dem Bauch. Dadurch soll die Stoffwechselleistung unterstützt werden.

Abends: Frisch gepresster Gemüsesaft oder Gemüsebrühe

• Die Säfte und Brühen sollten langsam und schluckweise gelöffelt und „gekaut“ werden. So kann der Körper die wichtigen Inhaltsstoffe optimal nutzen.
• Während der Fastenzeit braucht der Körper viel Flüssigkeit (Wasser, Tee), es werden rund drei Liter pro Tag empfohlen.
• Ergänzt wird die Fastenkur bzw. der Darm in dieser Phase durch Einläufe und Colon-Hydrotherapie.

Aufbautage: Sie sind im Prinzip schwie-riger als die eigentlichen Fastentage selbst. Man sollte nicht gleich wieder in alte Ernährungsabläufe verfallen: Langsames Genießen und Durchkauen, einige Tage noch Verzicht auf Fleisch, fettige Produkte und Alkohol. Eine normale Mahlzeit ist erst nach drei bis vier Tagen möglich. Zudem sollte noch Ruhe gehalten werden. Der Körper und die Organe müssen sich langsam wieder an ihre gewohnte „Arbeit“ gewöhnen.

Brühe (250 ml) und Tee sind für zehn Tage ständige Begleiter des Fastenden.

Am Rande einer Fastenkur

Verzicht: Tee, Säfte und Brühe müssen reichen. Alle anderen Nahrunsgmittel, Nikotin, Alkohol und Koffein (Kaffee) stehen auf dem Index. Auch auf nicht unbedingt notwendige Medikamente sollte verzichtet werden.

Schlaf: Die Nacht ist während des Fastens oft verändert. Mal schläft man tief und fest, mal liegt man lange wach. Da in diesen Phasen oft Probleme auftreten – und verarbeitet werden, wird auch die Seele sozusagen entgiftet.

Körperempfinden: Während der Fastenzeit friert der Patient öfters, da der Körper sehr schnell lernt, sich auf die reduzierte Energiezufuhr einzustellen.

Fastenflauten: Beim Fasten ist es durchaus möglich, dass leichtere Probleme wie Schwächen, Zittrigkeit und Mattigkeit auftreten.

Wellness: Eine stationäre Fastenkur ist von Massagen und Einläufen begleitet.

Trinken: Während der Fastenzeit braucht der Körper viel Flüssigkeit, etwa drei Liter am Tag werden empfohlen. Dies erfolgt in Form von Wasser und ungesüsstem Tee.

Aufbautage: In den drei Tagen nach dem eigentlichen Fasten sollte noch auf schwer verdauliches wie blähendes Gemüse, Fleisch, Wurst und Eier verzichtet werden.Auch Kaffee, Alkohol und zu viel Zucker sollten noch gemieden werden.

Gewichtsverlust: Bei einer Fastenkur nach Buchinger nehmen Patienten in einer Woche bis zu fünf Kilogramm ab.

Infos im Netz zum Fasten:

www.ndr.de/heilfasten
www.menschel.com
www.dge.de/heilfasten

Positive Effekte des Fastens

• Veränderung der Ernährung
• Verbesserung der Stoffwechselparameter
• Prävention chronischer Erkrankungen
• Autophagie, ein zellulärer Selbstreinigungsprozess
• Beschwerdelinderung (Allergien, Gelenkerkrankungen, Wechseljahresbeschwerden) •    Stressabbau
• Frisches und schönes Hautbild
• Erhalt und Steigerung körperlicher und geistiger Leistungsfähigheit und natürlich (in manchen Fällen große) Gewichtsabnahme

 

Klaus Karkmann © SeMa

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