So snackt Hamburg
von Daniel Tilgner
Der SeMa Buchtipp:
So snackt Hamburg
von Daniel Tilgner
Ellert & Richter Verlag
ISBN: 978-3-8319-0780-9
12,– Euro
Gerade ist das Buch „So snackt Hamburg“ erschienen – und es hat nichts mit Essen zu tun
Es gibt Worte, die so oft im Sprachgebrauch vorkommen, dass niemand mehr darüber nachdenkt, woher sie eigentlich stammen. Das Wort „Mecker“ zum Beispiel kommt von dem Verb meckern. Hätten Sie sich möglicherweise gedacht, aber vielleicht nicht darüber nachgedacht, oder? Richtig herrlich wird „Mecker“, wenn es im ganzen Satz auftaucht: „Der weiß genau – wenn er kommt, kricht er Mäggä von mia, abbe richtich!“ – Meckerer, Meckerfritze oder auch Meckerpott finden sich im Duden, nicht aber „Mecker“. Der Grund: Das Wort ist typisch hamburgisch und wird vor allem im Hamburger Raum benutzt und verstanden.
„Kraftwerke hamburgischer Identität“
Um die 550 Begriffe hat Historiker und Autor Daniel Tilgner für das Buch „So snackt Hamburg“ erforscht und zusammengetragen. Von „Daddeldu“ („Nu is daddeldu“ entspricht dem „Genug für heute“) bis „Schnoop“ (Süßigkeiten) – für ihn sind diese wunderbaren Wörter ein Schatz. Im Interview nennt Tilgner sie „Kraftwerke hamburgischer Identität“.
Nicht nur weil er so an Ihnen hänge, sondern weil sie einfach so gemütlich und so hamburgisch vertraut klingen, dürfen nach Meinung des Autors einige Formulierungen und Wendungen keinesfalls verloren gehen. Dazu gehören zum Beispiel losgerissene Silben („Kann ich nix an finden“, „Lass das nach!“) oder einige Wendungen wie „direkt“ („Dascha direkt ’n Skandol!“). „Sehr herrliche Worte sind ‚akademsch‘ und ‚reell‘“, sagt Tilgner und fährt fort: „Einer meiner besonderen Lieblinge lautet: ‚Fleitjepiepen‘. Verloren gehen dürfen sie alle nicht, weil Hamburg mehr ist als Alster und Elbe, Michel und Elphi! – Hamburg ist besonders schön, wenn man es auch hören kann“, sagt der Autor des Buches schmunzelnd über den Hamburger Slang.
Wörter, die nicht verschwinden dürfen
Für den Hamburger Verlag Ellert & Richter ist „So snackt Hamburg“ die „Schatzkiste der Hansestadt!“ – so steht es im Klappentext. „Prall gefüllt mit dem, was Hamburg genauso unverwechselbar macht wie seine Lage an Alster, Elbe und Bille – seiner Sprache.“ Das halbe Tausend Stichwörter dieser Sammlung von Worten, Begriffen und Redewendungen böte nicht nur Antworten auf diese und viele andere Fragen, enthalten seien außerdem jede Menge Geschichte(n) und unterhaltsam verklärte Details der Stadt. Querverweise erleichtern die Benutzung, und viele Abbildungen „ergänzen“ die Texte.
Damit neue und alte Hamburger Wörter wie „ahnma“ oder „Kontor“ nicht in Vergessenheit geraten, hat der Autor, der selbst 15 Jahre lang in Hamburg lernte und lebte, das Buch geschrieben. Tilgner liebt vor allem den Klang der Sprache, „die Färbung“, so nennt er das. „In Hamburg klingt es häufig vor allem so schön breit, also scheun breut oder brait“, schreibt er auf Seite zehn und empfiehlt Streifzüge durch die Stadt, wo es auf Wochen- und Flohmärkten, in Cafés und Kneipen viel zu lauschen gebe. „Aber vielleicht liegt das auch am Inhalt der gesprochenen Worte?“, denkt er laut nach. „Wenn ich mir an der Bude einen Kaffee to go kaufe und die Verkäuferin mir beim Bezahlen entgegennäselt ‚Das macht aan Euro, is aber zehn wert ...‘, dann finde ich das so sympathisch, witzig und originell. Das spielt sicher auch eine Rolle“, amüsiert sich Tilgner.
Inzwischen arbeitet Dr. Daniel Tilgner als Referatsleiter in der Bremer Bildungsbehörde. Aber an seine Zeit in Hamburg erinnert er sich immer wieder gern. Für seine Ausbildung zum Werkzeugmechaniker kam er nach Hamburg, danach studierte er neben Geschichte, auch Öffentliches Recht sowie Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Nebenher arbeitete er für die „Arbeitsstelle für Hamburgische Geschichte“. Dabei lernte er die Stadt und ihre Sprache sozusagen aus dem Effeff kennen. Oder besser gesagt von A bis Z. Nachzulesen im ebenfalls alphabetisch geordneten Buch, das sich auch als Nachschlagewerk oder einfach zum Schmökern bestens eignet.
Dr. Daniel Tilgner, (geb. 1965 in Bremen) kam 1987 für eine Lehre zum Werkzeugmechaniker nach Hamburg und war vom ersten Tag an fasziniert von der Stadt. Während seines Geschichtsstudiums war er als Hilfskraft in der „Arbeitsstelle für Hamburgische Geschichte“ der Universität Hamburg beschäftigt und lernte die Hansestadt von „A bis Z“ so richtig kennen – als Mitherausgeber des „Hamburg-Lexikons“ (4. Aufl. 2010, 896 Seiten). Heute lebt Tilgner wieder an der Weser und freut sich as so’n Stint, wenn er zu Besuch an der Alster ist und seine zweite Heimat Hamburg sprechen hört.
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