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Wenn das Herz aus dem Takt gerät

Vorhofflimmern ist zu einer Volkskrankheit geworden, nicht immer lebensbedrohlich, aber häufig ein Indiz für einen drohenden Schlaganfall. Die Deutsche Herzstiftung hat daher die häufigste Herzrhythmusstörung zum Thema der diesjährigen Herzwochen im November gemacht.

Prof. Willems

Vorhofflimmern ist zu einer Volkskrankheit geworden, nicht immer lebensbedrohlich, aber häufig ein Indiz für einen drohenden Schlaganfall. Die Deutsche Herzstiftung hat daher die häufigste Herzrhythmusstörung zum Thema der diesjährigen Herzwochen im November gemacht.

Ein unruhiger Herzschlag, ein Stottern oder schnelles Schlagen, das geschieht wohl jedem mindestens einmal im Leben. „Dass das Herz mal aus dem Takt gerät, ist erst mal nicht besorgniserregend oder grundsätzlich nicht lebensbedrohlich“, sagt Prof. Dr. Stephan Willems, Chefarzt der Kardiologie und Internistischen Intensivmedizin an der Asklepios Klinik St. Georg. Denn bei dem sogenannten Vorhofflimmern ist, wie der Name schon sagt, die Herzvorkammer und nicht die Herzkammer selbst betroffen. „Oft handelt es sich um seltene Episoden, die von den Betroffenen gar nicht bemerkt werden“, führt der Kardiologe weiter aus. Und dennoch ist das Phänomen nicht zu unterschätzen, vor allem wenn es regelmäßig auftritt, also mehrmals die Woche, und dann über einen längeren Zeitraum. Deutliche Symptome sind Herzstolpern, heftige Schläge bis zum Hals, ein Druck auf der Brust und Beklemmungsgefühle. Diese gehen meist mit einer gewissen Schlappheit, einem allgemeinen Unwohlsein und einer reduzierten Belastbarkeit einher.

„Vorhofflimmern erhöht das Schlaganfallrisiko“, so Prof. Willems. Zum Hintergrund: Diese Herzrhythmusstörung wird durch elektrische Störimpulse im Reizleitungssystem des Herzens ausgelöst, deren Ursprung meist in den Lungenvenen liegt. Diese münden im linken Vorhof. Wegen des unregelmäßigen Herzschlags ziehen sich Herzvorhöfe und Herzkammern nicht mehr koordiniert zusammen: Die Vorhöfe beginnen zu flimmern. Dadurch kann sich im Vorhof Blut sammeln, verklumpen und so zur Bildung von kleinen Blutgerinnseln führen. Werden diese ausgeschwemmt und gelangen über Arterien mit dem Blutstrom in den Kopf, droht ein Schlaganfall.

Bluthochdruck und Übergewicht sind Risikofaktoren

Das Risiko dafür erhöht sich signifikant in Kombination mit anderen Erkrankungen. Übergewicht ist ein riesiges Pro-blem oft in Verbindung mit Schlafapnoe, also Atemaussetzern während des Schlafs. Ein ebenfalls häufiger Risikofaktor ist Bluthochdruck, aber auch eine Schilddrüsenüberfunktion, Diabetes, und ein überstandener Herzinfarkt. Zudem spielt das Alter hier eine Rolle, weil zum einen Vorhofflimmern mit zunehmendem Alter häufiger wird und außerdem das Risiko für einen Schlaganfall altersentsprechend zunimmt“, sagt Prof. Willems weiter. Die zweite Gefahr des Vorhofflimmerns ist, dass sich dadurch weitere Erkrankungen wie eine Herzschwäche entwickeln. Oftmals bedingten sich diese auch gegenseitig. Genau deswegen ist die Differentialdiagnostik so wichtig.

Bei älteren Menschen ab etwa 65 Jahren, sollte ein EKG zur regelmäßigen Untersuchung gehören. Ein gutes Hilfsmittel können auch Smartphones, Pulsuhren oder andere Widgets für Vitalwerte sein. „Die aber sind Segen und Fluch zugleich“, warnt Prof. Willems. Segen, weil die Aufzeichnungsqualität bei den meisten Geräten sehr gut ist. Fluch, weil sich damit gerade jüngere Menschen auch verrückt machen können.

Schlaganfallrisiko analysieren

Ein EKG ist der erste Schritt einer ärztlichen Untersuchung. Denn zunächst gilt es, das Schlaganfallrisiko zu beurteilen und zwar unabhängig von der Schwere der Symptome. Ist dieses Risiko erhöht, ist das erste Mittel der Wahl ein Blutverdünner, das zweite eine Rhythmuskontrolle ebenfalls mit Medikamenten (Antiarrhythmika) und zwar jeweils in akuten Fällen. „Pill in the pocket“, also Pille in der Hosentasche, heißt das Konzept und bedeutet, dass Betroffene die entsprechenden Medikamente immer bei sich tragen, für den Notfall also. Mit diesen Antiarrhythmika lassen sich Betroffene auch dauerhaft behandeln. Dann allerdings kommt auch ein minimalinvasiver Eingriff in Betracht, und zwar in Form einer Katheterablation. Dabei wird über die Leiste meist die linke Lungenvenenmündung verödet, sodass die Leitungspfade, die das Herzstolpern verursachen, unterbrochen werden. Dieser Eingriff ist extrem sicher und sehr erfolgreich. Dennoch sollte er unbedingt von einem erfahrenen Operateur möglichst in einem zertifizierten Zentrum durchgeführt werden – und zwar so früh wie möglich. „Um Folgeschäden zu vermeiden, ist es wichtig, das Vorhofflimmern frühzeitig einzudämmen“, sagt Prof. Willems und warnt dennoch vor unnötiger Panikmache. „Mit modernen diagnostischen und therapeutischen Verfahren lässt sich das Vorhofflimmern sehr früh erkennen und auch eindämmen sowie in vielen Fällen Folgeschäden wie Schlaganfall und Herzschwäche verhindern.“

Asklepios Veranstaltungen zum Vorhofflimmern im Rahmen der Herzwochen 2022 finden Sie hier

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